Donnerstag, 17. Januar 2013

Mafia-Ärzte?

Da gibt es doch in einem größeren Städtchen im östlichen Ruhrgebiet einen Kieferothodpäden, der mit äußerst aggressiven Methoden versucht, seine Extraleistungen an den Mann, bzw. an die Mutter zu bringen.

Wer seine Krankenkasse dazu befragt wird wahrscheinlich ebenfalls bestätigt bekommen, dass dies wohl kein Einzelfall ist und sich die Beschwerden über unseriöse Verkaufstaktiken bei Ärzten häufen.

Aber zurück zum Anfang, bzw. fast zum Anfang ;-). Irgendwann erschien eine Mutter mit ihrem Sohn in der Praxis des o.g. Kieferorthopäden. Der Sohn benötigte eine sogenannte feste Klammer (im Volksmund auch Schneeketten genannt). Im Vorfeld erfolgte die sogenannte Patientenaufklärung in deren Verlauf der Mutter dann auch die Zusatzleistungen vorgestellt wurden. Darunter u.a. eine Zahnversiegelung und spezielle Drähte.

Nach kurzem Überlegen entschied sich die Mutter dazu, eine der Zusatzleistungen, nämlich die Zahnversiegelung, in Anspruch zu nehmen, dafür wurde dann eine Ratenzahlung vereinbart. Aber offenbar war der Zahnarzt der Meinung, er habe an diesem Patienten (bzw. an der Mutter) noch nicht genug verdient und begann nun auch, die Spezialdrähte anzupreisen. Als er merkte, dass die Mutter kein Interesse hatte, holte er zum gezielten Tiefschlag aus: "Wissen sie, wenn man die normalen Drähte einsetzt, die von der Kasse vorgesehen sind, kann das sehr unangenehm, ja sogar schmerzhaft für das Kind sein."

Ein ganz eindeutiger Fall von emotionaler Erpressung und sicherlich kein Merkmal einer seriösen kieferorthopädischen Beratung. Und wer nun glaubt, das sei lediglich ein Ausrutscher gewesen, dem sei gesagt, nein, es war eiskalte Berechnung. Mütter werden mit der Angst um das Wohl ihrer Kinder unter Druck gesetzt, um das Portemonnaie ganz weit aufzumachen. Meiner Meinung nach eine ganz simple Abzocke.

Und es kam wie es kommen musste. Zum Ende der Behandlung mit der festen Klammer erfolgt noch eine ca. einjährige Phase in der der Patient dann ein sogenanntes Retentionsgerät tragen muss. Als Kassenleistung ist hier eine herausnehmbare Zahnspange vorgesehen und in den meisten Fällen ist diese völlig ausreichend (in den Fällen, in denen sie nicht ausreicht, übernimmt die Kasse auch eine andere Lösung), aber natürlich kann der Zahnarzt daran nicht wirklich viel verdienen. Also versuchte er nun der Mutter einen sogenannten Retainer als Zusatzleistung anzudrehen. Ein Retainer ist ein flacher Draht, der hinter die Zähne geklebt wird. Für diesen Draht (und das Aufkleben) werden ca. 300,- € in Rechnung gestellt. Mit dem Satz: "Wenn ihr Kind den Retainer nicht trägt, dann werden sich die Zähne alle wieder schief stellen", soll die Mutter schnell von der Anschaffung überzeugt werden.

In meinen Ohren klingt dieser Satz allerdings wie eine perfide Drohung. In Anbetracht der meist langjähirgen und mühseligen Behandlung ist es aber sicher kein Wunder, wenn diese Drohung ihre gewünschte Wirkung nur selten verfehlt. Für den Fall, dass eine Mutter besonders standhaft ist und sich auch hierdurch nicht einschüchtern lässt und sich weiterhin weigert eine Zusatzleistung zu buchen und zu bezahlen, legt man ihr dann ein noch eindrucksvolleres Schreiben zur Unterschrift vor. In diesem erklärt der Arzt, dass er als Fachmann zu der Behandlung geraten habe und sie diese abgelehnt habe, obwohl sie über die Konsequenzen aufgeklärt wurde. Hier wird nun also versucht, über die Masche der Autorität weiteren Druck aufzubauen, um der Mutter nun endlich doch noch eine Zusatzleistung verkaufen zu können (an dieser Stelle ein Dank an alle Eltern, die wissen, wie antiautoritäre Erziehung wirklich funktioniert und sie ihren Kindern angedeihen lassen ;-)).

Es sind also eigentlich sehr plumpe Psychotricks, die da von diesem Vertreter der weißen Zunft aufgefahren werden. Aber streng genommen geht es hierbei um (emotionale) Erpressung, Bedrohung und Einschüchterung, also sozusagen Mafia-Methoden die dieser Arzt als Verkaufsmethode anwendet ohne roth zu werden.

Wenn ich dann daran denke, dass dies offenbar völlig legal ist, andrerseits aber schnorrende Punks in Fußgängerzonen wegen "aggressivem Betteln" einen Platzverweis bekommen, dann wird mir mal wieder bewusst, in welcher Art von System wir leben ...